Muttergotteskirche auf dem Glisacker

Glis, als Wallfahrtsort, kann auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Bis zum Jahre 1642 war Glis pfarreilich Naters angeschlossen. Aber lange zuvor hatte das Muttergottesheiligtum auf dem Glisacker eine Sonderstellung und eine Bedeutung für das ganze deutschsprachige Wallis, bis ins letzte Jahrhundert fanden in der Advents- und Fastenzeit Wallfahrten statt.

Am 1. September 1642 kam es zur Loslösung von Naters und zur eigenen Pfarreigründung. Zusammen mit Glis wurden damals auch die Pfarreien Brig, Termen, Ried-Brig und Eggerberg zu einer Pfarrei verbunden, die sich im Verlauf der letzten 100 Jahre dann ihrerseits pfarreilich selbständig gemacht haben. Heute umfasst die Pfarrei Glis die Ortsteile Glis, Gamsen und Brigerbad. Darum sind auf dem Umschlag des Pfarrblattes auch der Kirchturm von Glis und die beiden Türme der Kapellen von Gamsen und Brigerbad abgebildet.

Verschiedene Stilepochen haben an der einzigartigen Kirche ihre Aussagen hinterlassen. Der Turm in Romanik, die Goldene Pforte, Seitenkapellen und Chor in Gotik, das dreischiffige Langhaus und das Portal in Renaissance bilden einen einmaligen Gesamteindruck. Grosse Baumeister wie Ruffiner und Bodmer haben dem Endausbau der Pfarr- und Wallfahrtskirche das heutige architektonische Gesicht gegeben.

1984 konnten beim Einbau einer Bodenheizung im Kirchenschiff umfassende archäologische Untersuchungen durchgeführt werden. Dabei wurde als ältester Bau eine ländliche Taufkirche aus der Frühzeit des Christentums im Wallis freigelegt. Der wichtigste Bestandteil dieses Kirchenkomplexes, der in der Zeit um 615 herum errichtet wurde, ist ein rechteckiges Taufbecken, das achteckig ummantelt war. Eine zweite Anlage stellt eine erhebliche Reduktion des ersten Baus dar, doch blieb das Baptisterium erhalten. Um die Jahrtausendwende wurde eine Basilika errichtet, welche beträchtliche Ausmasse aufwies. Die vierte Kirche, wohl in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet, stellt wieder einen Neubau dar. Der folgende, in zwei deutlich getrennten Bauetappen errichtete Kirchenbau, wurde nicht zu Ende geführt. Heute erinnern noch die Goldene Pforte und die beiden Seitenkapellen von 1519 (Ulrich Ruffiner) an diesen Bau. Von 1648 bis 1668 liess der Grosse Stockalper durch die Brüder Bodmer die mächtige, barocke Pfeilerbasilika errichten. Die offene Arkadenvorhalle wurde zwischen 1660 und 1670 dem Frühbarockschiff angefügt. In verschiedenen Etappen wurde die Kirche immer wieder renoviert, die letzte war die Innenrenovation des Kirchenschiffs 1994/95.